Betriebliche Mobilitätsangebote sind eine Möglichkeit für Arbeitgeber, ihren Mitarbeitenden verschiedene Optionen zur Verfügung zu stellen, um den Arbeitsweg zu erleichtern und zu verbessern. Mitarbeitende haben häufiger kein eigenes Auto mehr, arbeiten zeitweise aus dem Homeoffice oder Hybrid. Mobilität und Flexibilität sind heute fast nicht mehr voneinander zu trennen. Um hier als Unternehmen attraktiv auf dem Arbeitsmarkt zu sein bedarf es Angeboten, die flexibel auf die individuellen Wünsche der Mitarbeitende eingehen.
Der Fahrtkostenzuschuss
Beim Fahrtkostenzuschuss handelt es sich um einen freiwillig vom Arbeitgeber mit dem Gehalt ausgezahlten Geldbetrag als Zuschuss für die Fahrtkosten des Arbeitswegs. Wird der Arbeitsweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt bleibt der Fahrtkostenzuschuss normalerweise in unbegrenzter Höhe steuerfrei. Wird der Arbeitsweg mit anderen Verkehrsmitteln zurückgelegt, kann bis zu gewissen Grenzen ein Fahrtkostenzuschuss steueroptimiert ausbezahlt werden.
Wir finden: Der Fahrtkostenzuschuss ist ein attraktiver Benefit, da er flexibel für verschiedene Arten der Mobilität eingesetzt werden kann – denn mit welchem Verkehrsmittel der Arbeitsweg zurückgelegt wird, spielt für den Fahrtkostenzuschuss zunächst keine Rolle. Die Besteuerung des Fahrtkostenzuschusses incentiviert außerdem die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, was aus Klimasicht als positiv zu bewerten ist.
Parkplätze
Dass es sich bei Parkplätzen um einen Benefit handelt, ist den Mitarbeitenden häufig nicht klar, denn die Verfügbarkeit von Parkplätzen wird unterbewusst vorausgesetzt. Und das, obwohl die Kosten für Parkplätze nicht selten sehr hoch sind. Häufig übernimmt die Arbeitgeberin einen Großteil der Kosten und die Mitarbeitenden bezahlen einen kleinen Anteil – entweder monatlich per Miete oder täglich je nach Nutzung. Teilweise sind die Parkplätze für Mitarbeitende sogar gänzlich kostenfrei. Im Sinne der nachhaltigen Mobilität sollte man sich aus unserer Sicht als Unternehmen gut überlegen, ob man den Mitarbeitenden diesen teuren Benefit wirklich gewähren möchte, oder ob man sie nicht stärker an den Kosten beteiligen möchte. Damit könnte zumindest dann eine Verhaltensänderung erzielt werden, sobald das Parken teurer wird als die Nutzung des ÖPNV. Mit hohen Parkplatzkosten bestraft man jedoch Personen, denen aufgrund schlechter ÖPNV-Anbindung und/oder großer Entfernung zum Standort keine Option bleibt, als mit dem Auto zu pendeln. Ein Dilemma, mit dem viele Unternehmen konfrontiert sind.
Wie man das lösen könnte? Parkplätze vergünstigt anbieten für Personen, die sich zu einer Fahrgemeinschaft zusammenschließen und somit klimafreundlicher unterwegs sind. Oder die Parkplatzkosten über ein Mobilitätsbudget abrechenbar machen. Dann muss der teure Parkplatz nicht aus eigener Tasche bezahlt werden, aber es bleibt am Ende weniger Budget für andere Mobilität übrig.
Das Jobrad
Jobrad, Dienstrad, Firmenrad, Companybike – es gibt mittlerweile viele Begriffe dafür, doch sie meinen alle das Gleiche: ein von der Arbeitgeberin zur Verfügung gestelltes Fahrrad. Das Prinzip funktioniert typischerweise so, dass die Arbeitgeberin ein Fahrrad, welches sich der/die Arbeitnehmer*in zuvor selbst ausgesucht hat, least, und dieses ihm/ihr zur Nutzung überlässt. Arbeitnehmende bezahlen die Leasingrate per Bruttogehaltsumwandlung. Dadurch und weil Unternehmen keine Umsatzsteuer auf das Fahrrad bezahlen müssen, ergibt sich ein steuerlicher Vorteil. Dieser sorgt dafür, dass Mitarbeitenden gegenüber dem Privatkauf des Fahrrads bis zu 40% des Kaufpreises einsparen können. Bezahlt die Arbeitgeberin das Dienstrad komplett ist es sogar steuerfrei. Das Dienstrad ist somit ein attraktives Angebot für alle Mitarbeitenden, die sich ein neues Fahrrad anschaffen möchten.
Wir finden: Es ist super, wenn Unternehmen ihre Mitarbeitenden über ein Jobrad-Angebot bei der Anschaffung eines neuen Fahrrads unterstützen – sowohl für die Gesundheit als auch für die Umwelt. Jedoch ist das Angebot nur für Personen interessant, bei denen aktuell eine Fahrradneuanschaffung ansteht. Fahrradbegeisterte Personen, die ohnehin ein Fahrrad besitzen, können hiervon nicht profitieren. Außerdem kommt es speziell bei öffentlichen Arbeitgeber*innen aufgrund der Gehaltsumwandlung häufig zu Komplikationen bei der Einführung eines Dienstrad-Angebots.
Das Jobticket
Typischerweise sind Jobtickets Monats- oder Jahresfahrkarten für öffentliche Verkehrsmittel, die Arbeitgeber*innen (vergünstigt) bei einem Verkehrsunternehmen erwerben. Je nach Abnahmemenge gewähren Verkehrsunternehmen Mengenrabatte. Die erworbenen Tickets werden dann den Arbeitnehmer*innen überlassen, entweder verbilligt oder unentgeltlich. Das Jobticket ist gültig für die Strecke zwischen Wohnort und erster Tätigkeitsstätte und das nicht nur für den Arbeitsweg, sondern auch für private Fahrten.
Wir finden: Das Jobticket ist erstmal eine gute Sache, denn es fördert die Nutzung des öffentlichen Verkehrs in der Freizeit und auf dem Arbeitsweg. Da es steuerfrei an die Mitarbeitenden abgegeben werden kann, ist es auch finanziell attraktiv. Jedoch sind die Rahmenbedingungen starr, wie beispielsweise die Regelung, dass es nur als Monats- oder Jahresticket angeboten wird. Insbesondere durch die verstärkte Nutzung von mobilem Arbeiten sind viele Personen nicht mehr so regelmäßig unterwegs. Ein Jobticket ist oft nicht mehr das optimale Angebot. Außerdem ist es nur in Gegenden ein attraktiver Benefit, in denen der öffentliche Verkehr gut ausgebaut ist. Personen, die aufgrund ihres Wohnortes nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Unternehmensstandort kommen können, gehen bei diesem Angebot leer aus.
Corporate Carsharing
Corporate Carsharing ist das interne Teilen von Dienstwagen innerhalb einer Flotte. Bestehende Fahrzeuge sind kein Privateigentum mehr, sondern stehen mehreren Mitarbeitenden zur Verfügung und können je nach Bedarf flexibel genutzt werden. Hier kristallisieren sich einige Vorteile für den Fuhrparkbetreibern heraus. Es ist ein effizienter Weg für Unternehmen, die Ausgaben für Fahrzeuge zu senken und gleichzeitig den Komfort und die Freiheit für Fahrer zu erhöhe und die Auslastung zu steigern. Dadurch können Ausgaben und Ressourcen eingespart werden.
E-Fahrzeuge sind durch ihre hohe Laufleistung bei zeitgleich niedrigen Wartungskosten wie gemacht für ein nachhaltiges und kostengünstiges Carsharing. Somit lohnt sich die Überlegung bei einem Angebot über Corporate Carsharing auch über E-Autos nachzudenken. So kann die Umweltbelastung weiter gesenkt werden.
Oftmals läuft das Reservieren und Buchen von Fahrzeugen über geteilte Kalender oder eine eigene Software. So können Mitarbeitende ganz einfach ein Auto buchen. Aber Achtung einem Corporate Carsharing sollte eine gründliche Analyse der Flotte zu Grunde liegen, damit es zu keinen Engpässen kommt.
Ladeinfrastruktur am Arbeitsplatz
Umfragen bestätigen, dass rund 60 % der Menschen, die entweder ein E-Auto besitzen oder sich in naher Zukunft eins kaufen wollen, sich eher für das Unternehmen entscheiden, das für seine Mitarbeitende eine kostenlose Ladesäule oder Wallbox zur Verfügung stellt. Somit kann das Unternehmen durch das Installieren von Ladeinfrastruktur attraktiver auf dem Markt auftreten und trägt gleichzeitig noch einen Teil zur Mobilitätswende bei.
Zu der gestiegenen Attraktivität für Bewerber*innnen kommen noch steuerliche und wirtschaftliche Vorteile. Die Kosten für Strom sind günstiger als für Benzin oder Diesel. Dies kann vor allem für Unternehmen mit großem Fuhrpark von Vorteil sein, denn diese können sie für wenig Geld während der Arbeitszeit volltanken. Sponsern Arbeitgeber das Laden eines E-Autos für die Mitarbeitenden, erhält das Finanzamt davon im Gegensatz zu Benzin- oder Dieselgutscheinen keinen Anteil, denn für das Aufladen des Akkus eines E-Autos fallen keine Steuern an.
Mobilitätsbudget
Mit einem flexiblen Mobilitätsbudget gewähren Sie Ihren Mitarbeitenden einen monatlichen Geldbetrag, den diese für ihre individuelle Mobilität ausgeben können – von ÖPNV-Monatsticket über Fahrradmobilität bis Carhsaring. Viele der zuvor genannten betrieblichen Mobilitätsangebote können in einem Mobilitätsbudget vereint werden. So entsteht maximale Flexibilität. Mehr über das Mobilitätsbudget finden Sie hier: https://www.project-climate.de/news/her-mit-dem-mobilitaetsbudget/ in unserem gesonderten Blogbeitrag zu diesem Thema.
Vor- und Nachteile verschiedener Angebote auf einen Blick
Vorteile AG | Nachteile AG | |
Fahrtkostenzuschuss | Alternative zur Gehaltserhöhung + Steuervorteile | Nur für Fahrten zwischen Wohnung und Tätigkeitsstätte anwendbar (nicht zu Kunden o.ä.) |
Parkplatzsubventionierung | Kosten können auf AN übertragen werden | Hoher Kostenpunkt + Platzbedarf |
Jobrad | Fördert die Gesundheit der AN | Nur für wenige AN attraktiv |
Jobticket | Geldwerter Vorteil | Starre Rahmenbedingungen |
Corporate Carsharing | Kostenreduzierung (durch geringere Flotte) | Gründliche Analyse im Vorfeld nötig damit es zu keinen Engpässen kommt |
Ladeinfrastruktur | Steigerung der Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt | Interesse und Bedarf der Mitarbeitenden muss gegeben sein |
Mobilitätsbudget | Sehr hohe Flexibilität, alle AN können individuell profitieren |
Nicht immer als Ersatz für den Dienstwagen möglich (z.B. in ländlichen Regionen) |
Fazit
Es gibt eine Vielzahl verschiedener Mobilitätslösungen, doch nicht alle eignen sich, um den heutigen Anforderungen von Mitarbeitenden gerecht zu werden. Nur wer passgenaue Angebote zur Verfügung stellt, kann den Kampf um qualifizierte Führungskräfte gewinnen, weshalb ein nachhaltiges Mobilitätsangebot unabdingbar ist.
Auch Sie wollen ihr betriebliches Mobilitätsangebot überdenken und erneuern? Blicken bei den ganzen verschiedenen Angeboten aber nicht genau durch und wissen nicht, welches Angebot für Ihr Unternehmen am besten passt? Schreiben Sie uns gerne eine Nachricht und wir können Sie auf dem gesamten Weg begleiten und stehen Ihnen beratend zur Seite.
Franka Kunft
Seit März 2023 ist Franka Kunft Praktikantin bei PROJECT CLIMATE mit dem Ziel, das Team bei den Projekten zu unterstützen und berufliche Erfahrungen im Bereich der nachhaltigen Mobilität zu sammeln. Dabei bringt sie als Studierende des Bachelorstudiengangs 'Internationale Betriebswirtschaft - interkulturelle Studien‘ viel wertvolles Know-how ein, von dem das Team und unsere Kunden profitieren.