Der Klimawandel und die Notwendigkeit einer tiefgreifenden Re-Orientierung der Wirtschaft nehmen einen immer präsenteren Platz im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit ein. Damit einhergehend steigt die Erwartungshaltung der Angestellten an die Unternehmen im Hinblick auf klimafreundliche Maßnahmen. Gleichzeitig wächst auch der Wunsch nach individuell angepasster Mobilität für den Arbeitsweg, die sich aus verschiedenen Mobilitätsoptionen ergibt.
Das Mobilitätsbudget soll auf diese Situation eine Antwort geben. Die Idee ist, dass Unternehmen ihren Mitarbeitenden ein Budget für Mobilitätszwecke überlassen. Das Besondere ist, dass es für sämtliche Mobilitätsangebote genutzt werden kann – und zwar nicht nur für den Arbeitsweg, sondern auch für die private Mobilität. Die Ziele eines solchen Mobilitätsbudgets reichen von der Steigerung der Mitarbeiter*innen-Zufriedenheit, über die Reduktion der CO2-Emissionen bis zur Optimierung individueller Unternehmenslösungen.
Gestaltungsmöglichkeiten
Das Mobilitätsbudget kann auf unterschiedliche Weise ausgearbeitet werden, wobei der Arbeitgeber die Leitplanken setzt und damit entscheidet, welche Ziele verfolgt werden. Das Budget wird in der Regel monatlich zur Verfügung gestellt. Wird das monatliche Budget nicht vollständig aufgebraucht besteht die Möglichkeit, das Budget bis zu einem gewissen Zeitpunkt anzusparen bevor es endgültig verfällt. Auch kann bspw. eine Aufpreislogik beschlossen werden, die die Frage behandelt, welche Dienstleistungen (First Class Flug) in Anspruch genommen werden dürfen. Weiter besteht die Möglichkeit die Nutzung des Mobilitätsbudgets nur für bestimmte Mobilitätsdienstleistungen (z.B. ÖPNV) zu gewähren. Durch diese Funktion können Arbeitgeber Anreize für klimafreundliche Mobilität setzen, indem beispielsweise Flüge oder Tanken nicht vom Mobilitätsbudget bezahlt werden können. Alle beschriebenen Gestaltungsmöglichkeiten liegen in der Freiheit der Arbeitgebenden und können individuell festgelegt werden.
Prinzipiell gibt es bei dem Konzept zwei Ansätze. Einerseits kann das Mobilitätsbudget dazu dienen, den Dienstwagen zu ersetzen und variable Angebote für die dienstwagenberechtigten Mitarbeiter*innen zu schaffen. Andererseits kann das Mobilitätsbudget als ein Angebot für alle Mitarbeiter*innen die Förderung einzelner Mobilitätsangebote (z.B. Jobticket, Parkplatzsubventionierung) ersetzen und bündeln. Mithilfe von spezialisierten Apps kann das individuelle Budget verwaltet und abgerechnet werden. Auch die steuerliche Zuordnung erledigen die Apps im Hintergrund.
Vor- und Nachteile
Mobilitätsbudgets haben viele Vorteile, bringen aber auch Herausforderungen, die beachtet werden müssen. Für die Mitarbeiter*innen ist von Vorteil, dass sie direkt von Kosteneinsparungen dank der steuerfreien Rückerstattung profitieren können und die Mobilität durch die individuelle Kombinierbarkeit der Mobilitätsangebote flexibler und damit passender ist. Außerdem werden damit die individuellen CO2-Emissionen transparenter gemacht, was einen Anreiz darstellen kann, sich nachhaltiger fortzubewegen und Alternativen zum Auto/Dienstwagen zu nutzen. Für das Unternehmen bringt die Einführung eines solchen Budgets in erster Linie ein Potenzial an Kosteneinsparung und eine Erhöhung der Kosten-Nutzen Effizienz mit sich. Außerdem kann der Verwaltungsaufwand durch effiziente und gebündelte Prozesse erheblich reduziert werden. Darüber hinaus ist ein Mobilitätsbudget ein attraktiver und flexibler sowie individueller Benefit, der langfristig zur Steigerung der Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen beitragen kann. Folglich hat dieses Angebot das Potenzial, für Bewerber*innen ein gutes Einstellungsargument zu sein. Außerdem kann das Budget eine Datenquelle für die CO2-Berichterstattung sein und bei passender Ausgestaltung der Anreize klimafreundliche Mobilität fördern und die betriebliche Klimabilanz messbar verbessern.
Trotz der positiven Auswirkungen ist das Mobilitätsbudget heute noch nicht weit verbreitet. Aktuell lässt sich dies durch Widerstände wie steuerliche Barrieren und die damit einhergehende Verwaltungs- und Dokumentationsverfahren erklären. Auch verhalten sich meinungsprägende Gruppen wie Autofahrer*innen und Dienstwagenfahrer*innen zögerlich, da sie nicht auf ihre empfundene Freiheit und Gewohnheit verzichten wollen und mit der Einführung ein Komfortverlust befürchten. Aber auch hier lässt sich eine Vereinbarung treffen, wobei Dienstwagen und das Mobilitätsbudget voneinander separiert und als Angebot parallel gestellt werden. Die Befragung des Mobilitätsanbieters Free Now und des Marktforschungsinstituts Kantar belegt sogar, dass jede*r zweite deutsche Dienstwagennutzer*in bereit wäre, bei Alternativen wie ein Mobilitätsbudget auf den Dienstwagen zu verzichten[1].
Hinsichtlich der Klimabilanz besteht bei der Einführung des Mobilitätsbudgets das Risiko einer fortgeführten Nutzung klimaschädlicher Mobilität. Hierbei liegt es an den Ausgestaltungsmöglichkeiten, Umweltaspekte und Nachhaltigkeit zu beachten und einzubinden.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Mobilitätsbudget eine gute Antwort auf mehr Nachhaltigkeit und Flexibilisierung sein kann und eine wichtige Maßnahme ist, die Verkehrswende voranzutreiben. Es existieren zwei Grundvarianten, die kombiniert und individuell angepasst werden können. Außerdem gibt es immer mehr Tools auf dem Markt, die Unternehmen bei der Verwaltung des Budgets unterstützen und damit mögliche Barrieren bei der Einführung minimieren.
Welche Rahmenbedingungen gilt es zu beachten, wenn man ein Mobilitätsbudget erfolgreich einführen will? Auf welche Widerstände kann man sich einstellen? Diese Fragen und noch vieles mehr behandeln wir gerne und können Sie bei der Einführung des passenden Mobilitätsbudgets in Ihrem Unternehmen unterstützen!
[1] https://www.automotiveit.eu/mobility/jeder-zweite-wuerde-dienstwagen-abgeben-36-862.html
Tamara Lang
Von August bis Oktober 2022 war Tamara Lang Praktikantin bei PROJECT CLIMATE mit dem Ziel, das Team bei den Projekten zu unterstützen und berufliche Erfahrungen im Bereich der nachhaltigen Mobilität zu sammeln. Dabei hat sie als Studierende des deutsch-französischen Masterstudiengangs 'Empirische Politik- und Sozialforschung‘ mit dem Fokus auf den ökologischen Übergang viel wertvolles Know-how eingebracht, von dem das Team und unsere Kunden profitieren konnten.