Jeder mobile Mensch weiß es: Mobilität ist emotional. Mobilitätsverhalten ist geprägt von stark verfestigten Routinen. Und Mobilitätsroutinen ändern sich nur schwer[1]. Der Weg zur Arbeit beispielsweise wird immer gleich zurückgelegt. Alles andere wäre ja auch extrem anstrengend.
Mobilitätsroutinen ändern sich in der Regel nur durch Einflüsse von außen. Anfang März kam mit dem Corona-Virus ein ungebetener, aber starker externer Impuls. Unternehmen schicken Mitarbeiter*innen ins Home Office, Schulen, Kitas und Geschäfte sind geschlossen. Kontaktbeschränkungen führen dazu, dass Menschen vor allem zu Hause bleiben. Mobilitätverhalten ändert sich grundlegend.
Das Sozialforschungsinstitut infas fasst die Änderungen folgendermaßen zusammen:
„[…] steigende Bedeutung des Fußverkehrs, ein Plus im Radverkehr und eine extreme Reduktion im öffentlichen Verkehr. Das Auto wiederum steht relativ gesehen recht unbeschadet da. Allerdings ist bei all diesen Effekten zu berücksichtigen, dass das Mobilitätsniveau insgesamt reduziert ist […]“[2].
Plötzlich sind in Unternehmen Dinge möglich, die aus mangelndem Mut, fehlender Zeit, konservativem Denken oder Unkreativität bisher undenkbar erschienen: Meetings finden virtuell statt, die Arbeit wird aus dem Home Office erledigt und Mobilitätsgewohnheiten werden über den Haufen geworfen. Corona als Kickstarter für die Mobilitätswende? Bisher eher nicht. Die infas-Untersuchungen zeigen: mit den Lockerungen der Corona-Maßnahmen kehren die alten Mobilitätsmuster zurück. Dabei wäre jetzt der Zeitpunkt, auf den neuen Erfahrungen aufzubauen. So schlimm die gesellschaftlichen und in vielen Fällen persönlichen Folgen der Corona-Pandemie sind – sie haben gezeigt, dass eine andere Mobilität und ein anderes Arbeiten möglich sind.
Drei Dinge können Unternehmen jetzt tun
- Die Mitarbeiter*innen fragen: Welche der erzwungenen Änderungen wurden positiv erlebt, welche negativ? Welche Unterstützung brauchen die Menschen, damit weiterhin weniger Auto dafür mehr Fahrrad gefahren wird? Wie viel virtuell ist effektiv, wie viel zwischenmenschlichen Kontakt braucht es?
- Netzwerke nutzen: Alle Unternehmen haben Ähnliches erlebt. Durch Austausch von guten Ideen und Erfahrungen können die positiven Veränderungen verstetigt und die negativen wieder zurückgedreht werden. So wird zum Beispiel im Netzwerk intelligente Mobilität (NiMo) bereits zwischen den Mitgliedern diskutiert, wie die „Post-Corona-Mobilität“ aussehen kann.
- Fachleute engagieren: Wenn die Zeit und das Know-how fehlen, um Mobilitätsänderungen umzusetzen, können temporär Fachleute helfen diese Lücke zu schließen. Beratung mit erlebbaren Ergebnissen sozusagen.
Wir können das Corona-Virus nicht aus der Welt schaffen. Aber wir können die erzwungenen Mobilitätsänderungen nüchtern betrachten und das Beste daraus machen.
[1] Was gefühlt wahr ist, ist auch wissenschaftlich untersucht, nachlesbar z.B. hier: https://www.bpb.de/apuz/30357/psychologie-des-mobilitaetsverhaltens?p=3
[2] https://www.infas.de/fileadmin/user_upload/infas_mobility_CoronaTracking_Nr.03_20200513.pdf