In den letzten Wochen gab es immer wieder Meldungen in der Presse zur Klimafreundlichkeit von E-Autos – mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Mal hieß es in einer Pressemeldung von VW „Elektrofahrzeuge mit bester CO2-Bilanz“, dann veröffentlichte das ifo-Institut eine Studie, die zum Schluss kommt, dass Dieselautos aus Klimasicht besser sind als E-Autos. Einen Überblick über die aktuelle Diskussion gibt z.B. dieser Artikel im Spiegel.
Was ist also die Wahrheit? Eins zeigen die unterschiedlichen Studien sehr gut: Je nachdem welche Annahmen man für eine Studie trifft, kann man jedes gewünschte Ergebnis bekommen. Es gibt also nicht die eine Wahrheit. Es geht vielmehr darum, eine realistische Einschätzung zu bekommen. Und die bekommt man, indem man überprüft, wie realistisch die Annahmen sind, die der jeweiligen Studie zugrunde liegen. Die wichtigsten Parameter sind dabei:
- Laufleistung der Fahrzeuge (je länger desto besser schneidet das E-Auto ab)
- Vergleichbarkeit der Fahrzeuge (wenn ich einen Tesla mit über 300 PS mit einem Diesel-Kompaktwagen vergleiche, komme ich zu verzerrten Ergebnissen)
- Strommix (Deutschland, EU, Ökostrom)
- Art der Energie für die Produktion von Auto und Batterie
- Größe des Akkus beim E-Auto (je größer desto schlechter die Klimabilanz)
Wirft man vor diesem Hintergrund einen genaueren Blick zum Beispiel auf die oben erwähnte ifo-Studie, erkennt man, dass dort alle Annahmen zu Ungunsten des E-Autos getroffen wurden. Es ist also keine Überraschung, dass dort der Diesel gut abschneidet.
Eine realistischere Einordnung erlaubt zum Beispiel eine aktuelle Studie von Agora Verkehrswende zur Klimabilanz von E-Autos. Hier werden realistische Annahmen getroffen und die Studie kommt zum Ergebnis, dass aus Klimasicht „Elektrofahrzeuge gegenüber Verbrennern schon heute im Vorteil“ sind.
Schaut man sich dann zusätzlich noch das Klimaschutz-Potenzial der verschiedenen Technologien an, wird der Vorsprung des E-Autos deutlich. Denn jedes Jahr wächst der Anteil an Ökostrom. Sowohl die Batterieproduktion als auch das Fahren wird jedes Jahr klimafreundlicher. Dazu kommen technologische Fortschritte bei der Batterieherstellung, die den ökologischen Rucksack weiter verkleinern. Perspektivisch können E-Autos mit sehr geringen Klimawirkungen hergestellt und betrieben werden.
Beim Verbrenner ist dieses Potenzial weitgehend ausgeschöpft. Auch die Aussage, dass man Verbrenner-Fahrzeuge einfach klimaneutral mit synthetischen Kraftstoffen betreiben könne, kann getrost als Nebelkerze abgetan werden. Der Wirkungsgrad dieser Technologie ist so gering, dass man im Vergleich zu batterieelektrischen Fahrzeugen ein Vielfaches der Strommenge benötigen würde. Aus diesem Grund haben synthetische Kraftstoffe ihre Berechtigung in Nischenanwendungen (z.B. Luftfahrt) oder als Speichertechnologie, aber nicht als flächendeckende Lösung für Autos.
Zusammenfassend kann man sagen: Es handelt sich bei der Frage, ob E-Autos klimafreundlich sind, nicht um eine echte Debatte. Die Fakten sind verfügbar und sprechen eine eindeutige Sprache. Wie beim Klimaschutz generell verläuft die Konfliktlinie anders: Auf der einen Seite stehen objektive, faktengetrieben Studien. Auf der anderen Seite stehen Publikationen, die durch unvollständige oder einseitige Darstellung die Interessen einer überholten Technologie schützen wollen.
Wer klimafreundlich mobil sein möchte, verzichtet am besten aufs Auto. Und wer doch auf das Auto angewiesen ist, der sollte sich guten Gewissens nach einem sparsamen E-Auto umschauen und wann immer möglich mit Ökostrom laden.